Montag, 24. November 2014

Putin versteht nur die Keule




 Stets lesen und hören wir in den letzten Monaten über das sprichwörtlich kriminelle Vorgehen des russischen möchtegern Zaren (deFacto Zaren eigentlich) Wladimir Putin in der Ost-Ukraine. In einer beispiellos barbarischen Art und Weise überfiel die Sovietunnion (äh nennt sich heute Russland, aber keine Sorge - bis auf den Fassadenanstrich hat sich kaum etwas verändert) im Frührjahr die Ukraine. Als Argument gilt die "Destabilisierung" des Landes und "verschiedene faschistischen Aktivisten die die Macht ergriffen". Offenbar ist schon alleine der Drang nach Freiheit und stärkerer Bindung an die europäischen Werte an sich der pure Faschismus.

 Interessant ist die zögerliche und feige Reaktion des Westens, wobei am meisten sich die europäischen Anführer durch ihre Kurzsichtigkeit und Ignoranz gegenüber dem Leid der Ukrainer und den geschichtlichen Erfahrungen mit Diktatoren (Stichwort: Appeasement Politik) besonders hervorgehoben haben.

 Dabei spielen mit Sicherheit einige wichtigen Faktoren eine sehr große Rolle. Zunächst einmal haben Linke Tendenzen eine sehr lange Geschichte in Westeuropa. Länder wie England, Frankreich, Deutschland oder die Beneluxländer hatten in den vergangenen Jahrhunderten nur sehr selten um die eigene Freiheit kämpfen müssen. Hinzu kommt, dass - daraus resultierend - nach 1989 man den Kalten Krieg für beendet und gewonnen erklärte. Fast Niemand im Westen konnte sich nicht vorstellen, dass die Russen uns weiterhin feindlich gesinnt sind. Dabei hätte man nur die Fakten beachten sollen - in Russland hat sich so gut wie garnichts verändert was die Mentalität und den nationalen Chauvinismus angeht. Lediglich die Mittel für eine offene Konfrontation fehlten nun mehr denn je. Denn die beidseitige konventionelle und atomare Aufrüstung zu Land, Wasser, in der Luft und sogar im Weltall (Stichwort: Star Wars), die überaus harte und standhafte Haltung des republikanischen US Präsidenten Ronald Reagan uns seiner Administration, die Wahl eines Polen zum Papst, die agenturalle Tätigkeit des Oberst Ryszard Kukliński im Generalstab des Warschauer Paktes, der Einmarsch und der darauf folgende langwierige Krieg in Afghanistan, das US Embargo auf Rohöl, sowie einige andere Faktoren führten einfach nur dazu, dass den Russischen Bären die Puste ausging. Aber das alles war vorübergehend, der Konflikt wurde nur eingefroren. Für die Öffentlichkeit beschloss das Politbüro sich gegenüber den Westen zu öffnen, doch im Hintergrund, da wo die Geheimdienstler und Generalstabsmitarbeiter ihre Pläne schmieden - da wurde geplant hochmoderne Technologien für die eigene Industrie und - wie immer - vor allem für das Militär anzuschaffen. Jeder dort wusste, dass eine Konfrontation mit den Westen früher oder später doch noch stattfinden würde.


 Der europäische Westen wiederum, in seinem unbeirrt naiven Streben für Frieden in Europa zu sorgen vergaß, dass nur die Starken in dieser Welt überleben können. Man vergaß, dass weder die Freiheit noch die Sicherheit kostenlos ist, nicht ohne Einsatz zu erreichen und zu halten ist. Es liegt in der Natur des Menschen die Hegemonie anzustreben. Dort - in Russland - noch viel deutlicher als hier im gebildeteren Westen. Die Urtriebe sind in Putins Reich noch sehr stark und werden von der Putinischen Propagandamaschinerie gefördert. Das hilft der Führung und erklärt auch einiges - wieso die Werte dieses Kriegstreibers noch in die Höhe schnellen, obwohl er das Blut unschuldiger auf den Händen hat.

 Wieviele Länder in Westeuropa haben in den letzten Dekaden abgerüstet, die Armeen viel zu schnell und zu stark reduziert, die Gelder gestrichen, die Panzer und Schiffe eingeschmolzen oder verkauft? Fast alle. Zuletzt stellte sich heraus, dass die Niederlande einen russischen Flugzeugträger nicht begleiten konnten der an der Küste der Niederlande vorbeifuhr, weil sie ihre Flotte auf zwei Fregatten reduzierten, wobei beide derzeit am Horn von Afrika im Antipiraterieeinsatz sind, und ihre Küstenfliegerstaffeln ersatzlos auflösten. Und die schwedische Marine von den früher über 30 Kriegsschiffen nur noch um die 9 hat und somit nicht in der Lage war in den eigenen Teritorialgewässern nach nur einem einzelnen eingedrungenen unbekannten U-Boot erfolgreich Jagd zu machen. Die Bundeswehr ist pratisch nicht mehr einsatzfähig und auch fast alle anderen Armeen sind mehr oder weniger von Sparmaßnahmen betroffen. Das alles freut natürlich Moskau sehr, es provoziert zu immer gefährlicheren Spielchen und weiteren Vorstößen.
 Das Russland immer noch ein Unrechtsstaat ist, wird jedes mal aufs neue bewiesen, wenn wieder ein Journalist oder ein Gegener Putins zum Tode geprügelt oder eingesperrt wird. Die Täter? Meist unbekannt. Jedes mal wenn die russische glorreiche Armee - vor den Augen der Welt - auf ihre Plünderfeldzüge nach Tschetschenien, Georgien oder Ukraine ausrückt.

 Und so provoziert Putins Luftwaffe seit Monaten, in dem sie die strategischen Bomberverbände (meist T-95 Baer) über ganz Europa, über den Pazifik bis nach Alaska oder gar nach Kalifornien und schon bald - angekündigt - bis in den Golf von Mexiko schickt. Diese strategischen Flüge mit den T-95 Baer Bombern, welche Atombomben transportieren können, wurden nach 1991 eingestellt und erst nach Putins Machtübernahme wieder aufgenommen. Die Lufträume einiger NATO Länder wurden bereits massiv durch russische Maschinen verletzt. Dies betrifft in erster Linie Litauen, Lettland und Estland, Finland und Schweden. Die Maschinen identifizieren sich nicht und ändern den Kurs erst, wenn ihnen NATO Jäger zur Nahe kommen und sie zum abdrehen zwingen. Die Anzahl dieser Ereignisse ist innerhalb eines Jahres um mehrere Tausend Prozent gestiegen (!). Soviele Zwischenfälle wie in 2014 gab es z.B. in Baltikum nicht einmal innerhalb der letzten 10 Jahre.
 Ein weiteres - das hier und jetzt betreffendes - Argument, wieso die europäischen Politiker so reagieren, ist ganz klar die unermäßliche Abhängigkeit vom russischen Gas und Öl sowie drohende Verluste für die Wirtschaft, welche sich viel zu gutgläubig und zu fest an den russischen Markt bindete. So üben die Konzernbosse und Bonzen verschiedenen Grades Druck auf die Politik auf den staatlichen, aber auch europäischen Ebenen. Plötztlich sind Menschenrechte und die Sicherheit in Europa garnicht mehr so wichtig, viel wichtiger ist der Gewinn. Es ist widerlich und egoistisch, doch genau so verhält sich ein nicht gerade kleiner - jedoch auf jeden Fall der mächtigste - Teil unserer Gesellschaft.

 Nur ein Narr würde so vorgehen. Denn der gefährliche Flirt mit der Bestie kann böse Folgen haben. Kurzfristig werden vielleicht Milliarden Verluste verhindert und Arbeitsplätze gesichert. Doch langfristig führt es zu einer Stärkung Russlands (und das vor allem militärisch) und möglicherweise geradewegs in einen neuen Krieg. Die Verluste wären dann absolut desaströs was die Menschenleben aber auch die Wirtschaft angeht. Es ist daher besser jetzt noch Milliarden Euros und Dollar zu verlieren als später Milliarden an Menschenleben.

 Die linken europäischen mainstream Medien erleichtern das ganze ebenfalls nicht, man erkennt sehr deutlich wie manipulativ die Berichtserstattung ist. Zu behaupten, nur die russischen Medien würden Lügen und verschweigen ist scheinheilig. Denn es wird eine Menge verschwiegen und abgekürzt, anders übersetzt bzw. andere Schlüsse - stellvertretend für den Zuschauer - gezogen als in Wahrheit, vieles wird gar nicht gemeldet und man muss es sich mühsam jeden Tag in den klassischen Medien und im Internet zusammensuchen. Nur so kann ein normaler Durchschnitsbürger der Wahrheit näher kommen.

Nur wer stark und bestimmt gegenüber Putin und seiner Clique auftritt, wer standhaft und mutig bleibt, wer Verluste nicht scheut und Zähne zeigt - nur der kann obsiegen. Schwäche war noch nie eine gewinnbringende Lösung und Russland noch nie ein ernstzunehmender und zuverlässiger Partner in der Politik oder Wirtschaft. Denn dort wohnt der "Sowjetische Mensch", ein Typus des heutigen Menschen, welcher keinen wirklich freien Willen hat und welcher erst einmal sehr lange abwartet um sich dann an die Stelle des Siegers zu stellen. Zurzeit führt aber Putin 3:0 und wenn es so weiter geht, wird er das Spiel gewinnen.

 Die Sanktionen können zwar die schwache Wirtschaft Russlands in die Knie zwingen, aber nicht die Menschen. Denn der "Sovietische Mensch" ist auch sehr, sehr leidfähig. Die Russen werden auch auf alle Güter und gutes Essen verzichten - falls nötig - wenn nur ihr Chauvinismus befriedigt wird. Sie wollen sich stark fühlen, sie trauern immer noch der vergangegnen Macht der Sovietunnion nach. Die alten, blutigen Diktatoren und Massenmörder wie Stalin und Lenin, werden immer noch hochgehalten und gelobt. Die unfassbar hohen Verluste im 2 Weltkrieg werden als nötig dargestellt, das Massaker von Katyn als notwendig, der Ribentropp-Molotov Pakt und die daraus resultierende Teilung Polens als ein zu der Zeit ganz normales Diplomatie-Instrument dargestellt. Die russischen Panzer und Flugzeuge tragen immer noch den Roten Stern, die Hymne der Sovietunnion gilt weiterhin (auch wenn mit abgeänderten Text). Das alles vor der Nase des Westens, doch dieser Westen ist schwach, zu faul, zu bequem, zu dumm und viel zu ineffektiv in seiner Reaktion. Die meisten Anführer der westlichen Länder haben nicht das Format eines Vladimir Putins, erst recht nicht eines Ronald Reagan. Sie denken immer noch an Gespräche und Einigungen, vergessen dabei, daß genau so ein Verhalten in Russland (schon immer) als ein Zeichen der Schwäche empfunden wurde. Gebe denen den Finger, reißen sie dir den ganzen Arm ab. Die schwachen werden nicht respektiert, werden nicht beachtet. Russland rollt über sie hinweg und verlangt nach mehr. Im Vergleich zu Putin sind sie doch alle nur Pfadfinder, eine echte Gurkentruppe. Für diesen Kampf sind sie nicht helle genug, viel zu wenig raffiniert und zu naiv!

 Nur einen Satz müssten sich unsere Leader eigentlich aber merken: Si vis pacem para bellum ! 

 Denn jetzt ist die Zeit die Keule (wenn nur politisch und wirtschaftlich) zu schwingen und sich entschieden gegenstellen. Eine Abwendung von den Sanktionen kann nur möglich sein, wenn Putins Banditen sich aus der Ostukraine, der Krim, Georgien und Tschetschenien zurückziehen und Moskau alle Zerstörungen und Verluste ersetzt. Jeder weitere feige Schritt rückwärts provoziert einen zukünftigen Krieg in einem viel größeren Ausmaß, als jeder bisher bekannte.

2 Kommentare:

  1. Das sehe ich anders. ich verfolge Putins Aktivitäten seit Monaten und erlebe ihn als einen Menschen, der um Deeskalation bemüht ist. Natürlich signalisiert er auch, sein bedrohtes Land bestens zu verteidigen, wenn es nötig sein wird. Das ist sein Recht und seine Pflicht.

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  2. Nun haben wir aber das Jahr 2017. Wenn wir in die oben beschriebene Zeit von 2014 zurückspringen - wie kam das alles zustande? Sind etwa keine russischen Truppen auf der Krim gelandet und haben die wichtigsten Schlüsselpositionen auf der Halbinsel nicht bezogen? Putin hat den Krieg - wie zuvor zum Beispiel in Georgien vel. "Osetien" - angefangen. Nun ist er sehr bemüht, dass die Sanktionen gegen sein Land wieder gemildert oder abgeschafft werden. Die Sanktionen, welche er selbst verursacht hatte. Kein einziges Nachbarland Russlands, nicht einmal die netten Finnen, können von einer guten Nachbarschaft sprechen.

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